Alt-Köpenick

Der älteste Bezirk Berlins

Blick vom Kietz in Richtung Frauentog und Schlossplatz Köpenick: Blick vom Kietz in Richtung Frauentog und Schlossplatz

(shum) Alt-Köpenick ist eine Berliner Perle und ganz bestimmt nicht nur für Berlin-Besucher sehenswert. Auch für Berliner ist ein Ausflug in diesen Teil der Hauptstadt empfehlenswert. Köpenick wird erstmals erwähnt im Jahr 1209. Copenic ist ein slawischer Name und bedeutet Inselort bzw. kommt von dem Namen Wort Kopa, was so viel wie Erdhügel bedeutet. Neben Spandau (1197) und Cölln (1237) ist Köpenick somit älter als Berlin. Besiedelt wurde das Gebiet bereits am Anfang des achten Jahrhunderts durch Slawen. Erst 1920 wurde Köpenick zum 16. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin ernannt und verschmolz 2001 mit Treptow zum Großbezirk Treptow-Köpenick.

Zum Stadtbild Alt-Köpenicks gehören teilweise bis zu 200 Jahre alte Häuser. Die meisten davon befinden sich im sogenannten Fischerkietz, der 1355 erstmals erwähnt wurde. Die Altstadt selbst mit ihrem historischen Kern ist eng und verwinkelt und mit Kopfsteinpflaster gepflastert.

Begleiten Sie uns bei einem Rundgang

Wenn man aus Richtung Köpenick über die Dammbrücke kommt, hat man das Gefühl in einer anderen Zeit und an einem anderem Ort angekommen zu sein. Der Blick auf die wunderschöne St. Laurentius-Kirche und die alten Häuser auf der Straße Alt-Köpenick ist einfach überwältigend. Wenn man der Straße Alt-Köpenick folgt, trifft man als erstes auf die St. Laurentius-Kirche. Sie wurde nach einem Entwurf von Baumeister Bernhard Butzke im Rundbogenstil (nach Schinkel) in den Jahren 1838 -1841 erbaut. 1841 wurde sie in Anwesenheit des Königs von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., eingeweiht.

Giebel des Rathauses Alt-Köpenick

Giebel des Rathauses Alt-Köpenick

Zu erwähnen wäre noch, dass die Straße Alt-Köpenick nicht immer diesen Namen trug. Früher hieß sie Schlossstraße. Die Schlossstraße erlebte mit der Gründung des Deutschen Reiches (1871) und der darauf folgenden Hochkonjunktur einen wirtschaftlichen Aufschwung. Fachwerkhäuser wurden nach und nach durch massive Steinhäuser ersetzt. Die ältesten Gebäude sind die Nr. 6, welches im Baustil des Klassizismus erbaut wurde, ebenso wurden 1784 die Häuser Nr. 8 und 10 im gleichen Stil errichtet. Mit zu den ältesten Häusern gehört außerdem noch Nr. 15, es entstand um 1750 im Barockstil. Die Nummer 36 wurde 1616 im Neo-Renaissance-Stil erbaut. In den Erdgeschossen dieser und anderer Häuser befinden sich Läden und Cafés, die seither Besucher anziehen. 1683 wurde die „Kurfürstlich privilegierte Stadt-Apotheke“ gegründet.

Im Rathaus Alt-Köpenick

Im Rathaus Alt-Köpenick

Hauptmann von Köpenick

Der Hauptmann von Köpenick

Der Hauptmann von Köpenick

Im Kern liegt auch das jedem bekannte Rathaus. Es wurde von Hugo Kinzer und Hans Schütte in der Zeit von 1901 – 1904 in märkischer Backsteingotik mit einem fünfteiligem Ziergiebel und einem 54 m hohen Turm erbaut. 1905 wurde es dann eingeweiht. Sehenswert sind das Treppenhaus, der repräsentative Wappensaal und im Kellergeschoss die Jugendstil-Fenstergitter. Die Fenster zeigen Glasmalereien mit den Motiven aus der Geschichte Köpenicks. Hier leistete sich der Schuster Wilhelm Voigt am 16. Oktober 1906 als Hauptmann von Köpenick sein Husarenstück. Jeden Sommer findet einmalig zum Auftakt des Stadtbezirksfestes „Köpenicker Sommer“ ein Aufmarsch des Hauptmanns von Köpenick mit seiner pickelbehelmten Garde statt. Zu Erinnerung an den Hauptmann steht seit 1996 neben dem Eingang zum Rathaus eine Bronzestatue mit seinem Konterfei. Zwischen dem Rathaus und dem Uferweg an der Dahme befindet sich der Luisenhain. Im Jahr 1906 schenkte der Köpenicker Kaufmann Asseburg diesen Teil seines Grundstückes der Stadt Köpenick unter der Bedingung, dass es ein öffentliches Grundstück bleibt und den Namen seiner Schwester Luise erhält.

Folgt man der Straße Alt-Köpenick kommt man zum Schlossplatz. Er ist ein großer freier Platz, durchzogen von Straßenbahnschienen und einmündenden Straßen. Kurz vor dem Übergang zum Schloss, stehen zwei in Bronze gegossene Pferdefiguren. Die „Wilden Pferde„ sind ein Projekt der Berliner Künstlergruppe Inges Idee. Sie sehen aus, als hätten sie sich der Last des Reiters entledigt und würden nun munter lostraben. Die Figuren hatten historische Reiterdenkmäler zu Vorbild, wie z.B. das des „Großen Kurfürsten„ Friedrich Wilhelm im Hof des Schloß Charlottenburg bzw. eine Kopie des Reiterstandbildes des „Alten Fritz“ auf der Straße Unter den Linden.

Überquert man die Müggelheimer Straße kommt man direkt zum Schloss Köpenick. Es liegt auf der Schlossinsel, inmitten der Dahme. Das Schloss ist ein Barockbau, besteht aus drei Stockwerken und wurde von 1677–1682 erbaut. Der kleine angrenzende englische Park lädt zu einem kleinen Rundgang ein und besitzt einen alten Baumbestand, u.a. eine über 350 Jahre alte Flatterulme. Außerdem noch einen Mammutbaum, Rhododendronbüsche, Magnolien, Ginko- und Tulpenbäume. In der Mitte befindet sich eine Rasenfläche, die zum Sonnenbaden einlädt.

Der Schlossplatz von Alt-Köpenick

Der Schlossplatz von Alt-Köpenick

Die „Waschküche“ Berlins

Nach dem Rundgang auf der Schlossinsel begeben wir uns wieder auf den Schlossplatz und gehen in die Grünstraße. Die Grünstraße ist die zweitälteste Straße Köpenicks. Außer kleinen Geschäften und Restaurants befindet sich in der Grünstraße 6-8 ein riesiges Netz von NL Architects aus Amsterdam. Das Netz dient als Aussichtspunkt, Spielgerät, Trampolin und Hängematte. Es schließt die Baulücke zwischen den Brandwänden und versperrt trotzdem nicht den Blick auf die Wasserfläche des Frauentogs.

Am Ende der Grünstraße biegt man nach links in die Kietzer Straße bis vor zur Jägerstraße. Dort geht man diese bis zur Straße Alter Markt, in die man nach rechts einbiegt. Hier befindet sich auf der linken Seite in Laufrichtung seit 1991 das Heimatmuseum in einem aus dem Jahr 1665 stammenden Fachwerkhaus. Früher diente das Fachwerkhaus als Amtshaus, Brauhaus, Kindergarten und Bibliothek.

Begibt man sich nun wieder vor bis zur Kreuzung Alter Markt und geht nach rechts, dann kommt man an einem kleinen alten Haus (Alter Markt 4), 1683 erbaut, vorbei. Hier weist eine Gedenktafel darauf hin, dass hier Henriette Lustig lebte, die die erste Lohnwäscherin Köpenicks war. Sie war außerdem die Begründerin des ansässigen Wäschereigewerbes. Anzumerken ist, dass Köpenick um 1880 etwa 400 Wäschereibetriebe besaß und somit die „Waschküche“ Berlins war.

Alt Köpenick - Das Schloss von der Parkseite gesehen

Alt Köpenick – Das Schloss von der Parkseite gesehen

Geht man nun die Spindlergasse hinunter zur Spree, befindet sich auf der rechten Seite das Waschhaus, das heute als Restaurant genutzt wird. Zurück zum Haus von Henriette Lustig geht man dann am Katzengraben entlang und kommt zum Futranplatz. Alexander Owsej Futran war Ingenieur und Kommunalpolitiker. Er organisierte im März 1920 den Widerstand gegen den Kapp-Putsch und übernahm die Leitung des Köpenicker Verteidigungskomitees, das die Reichswehr, die die putschenden Freikorps unterstützen wollten, zurückschlug. Am 20. März 1920 wurde er vom Standgericht der Reichswehr zum Tode verurteilt und erschossen. Ein Gedenkstein erinnert in der kleinen Grünanlage an Futran.

Geht man nun vor bis zur Straße Freiheit und biegt in diese nach links, kommt man an einigen Restaurants vorbei, u.a. auf der rechten Seite befindet sich die „Freiheit Fünfzehn“. Dies ist ein Restaurant mit Garten und ein Restaurantschiff. Früher befand sich auf dem Hof hinter dem früheren Amtsgericht ein Gefängnis. Es wurde das Köpenicker Weltwunder genannt, da es ein Gefängnis in der Freiheit war. An der Straße Alt-Köpenick ist man am Startpunkt des Rundgangs angekommen. Wer noch Lust hat, kann sich entweder zu Fuß oder auch mit der BVG bis zum Kietz begeben. Man hat allerdings auch die Möglichkeit, von der Schloßinsel erst einen Abstecher dorthin zu machen und sich dann die Altstadt anzuschauen.

Die Straße „Kietz“ befindet sich im Fischerkietz. Das Fischerkietz fand sein erste urkundliche Erwähnung 1355. Die dort am Ufer des Frauentogs lebenden Fischer erhielten 1451 ein auf Ewigkeit geltendes Fischrecht. Bis zum Jahr 1898 war der Kietz eigenständig.

Der Anblick der eingeschossigen und restaurierten Häuser versetzt einen in eine andere Zeit. Es gibt allerdings auch einige Häuser aus der Gründerzeit. Kleine Gassen führen vereinzelt hinunter an die Dahme, wo Bänke zum verweilen einladen und eine schönen Blick zur Schlossinsel und zum Frauentog freigeben.

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